Ein Bericht von Doris Sürtenich, Jugendblasorchester
Am Samstag, den 23.11.2019 war es wieder so weit: die drei Blasorchester der Tomburg Winds luden zu ihrem traditionellen Jahreskonzert in die Jungholzhalle in Meckenheim ein. Bereits ab 16 Uhr begann sich die Halle zu füllen, nachdem wir, das Jugendblasorchester, und das Kinderblasorchester erfolgreich den Soundcheck absolviert hatten. Pünktlich um 17 Uhr eröffnete Peter Protschka, neuer Leiter der Musikschule Voreifel, in der fast ausverkauften Jungholzhalle das Konzert. Kurz stellte er alle drei Orchester sowie die Ehrengäste vor, und erinnerte gleich noch einmal daran, dass im nächsten Jahr das Jubiläumsjahr „20 Jahre Tomburg Winds“ ansteht.
Anschließend konnten das Kinderblasorchester mit ihrem Dirigenten Andrew Noah Cap auch gleich starten. Andy ist bekannt für seine humorvollen Auftritte, mit denen er gleichzeitig den Kindern die Aufregung nimmt. So wurde zu Beginn erst einmal das Maskottchen der Tomburg Winds KIDS enthüllt: Auf die Bühne wurde ein großer Bräter gebracht, aus dem man das Maskottchen, ein Brathähnchen aus Gummi, holte. Wie Fussballer anlässlich eines Pokalspiels stimmte man sich gemeinsam auf das Konzert mit „Lang lebe das Brathähnchen!“ ein. Die ersten gemeinsamen Akkorde wurden dann erst einmal ganz schräg gespielt. Als es dann klappte, konnte Andy seine Jacke ausziehen, dabei kamen in seinen Hosentaschen ein weißes Mäuschen und ein weißes Brillentuch zum Vorschein. Was es damit auf sich hatte, sollte das Publikum später noch erfahren. Allgemeines Gelächter war erst einmal eine super Einstimmung.
Das erste Stück, „Vigelia“ (=Nachtwache) wurde bravourös absolviert und erntete bereits viel Applaus. Wie gewohnt, ging es humorvoll weiter: „Auch das nächste Stück ist wieder mit Musik und da wir nicht viel Zeit haben – wir müssen morgen noch nach New York – wollen wir jetzt keinen Stress und schreiben auch keinen Test!“, schwor Andy seine Schützlinge ein. „Let it go“ aus dem Film „Die Eiskönigin“ war das schwierigste Stück im Vortrag. Die Kids saßen gebannt da und hofften auf ihren Dirigenten. „Wer ist dafür, dass es klappt?“, fragte Andy – und dann ging’s los. Leider musste Andy abbrechen…. Jetzt kam das Brillentuch zum Einsatz. Ausgiebig putzte er seine eigens dafür mitgebrachte Brille, setzte sie auf und drehte mehrfach die Partitur, bis er den Fehler gefunden hatte. Allgemeines Gelächter und Andy’s Frage ans Publikum: „Gebt ihr uns noch eine Chance?“, erntete großen Beifall und die Kids lieferten super ab! Das letzte Stück „What a Wonderful World“ war ein wunderbarer Abschluss und das Publikum wünschte sich eine Zugabe.
Schon wurde aber umgebaut für das Jugendblasorchester mit seinem Dirigenten David Witsch. Wir starteten mit unserem Lieblingsstück „Alladin“, der Filmmusik von Alan Menken zum berühmten, gleichnamigen Disneyfilm in einem Arrangement von Paul Jennings. Dieser Zeichentrickfilm aus dem Jahr 1993 erschien in diesem Jahr als Realfilm. Das wunderbare Arrangement für Blasorchester von Paul Jennings hielten wir zum ersten Mal nach den Sommerferien in den Händen. David war sich längst nicht sicher, ob wir dieses Stück bis zum Konzert vortragsreif hinkriegen würden, da es doch als Mittelstufenstück recht schwierig für uns war. Unsere intensiven Bitten an ihn und an Andy, der ebenfalls mit uns bei einem Probenwochenende in Bad Münstereifel daran arbeitete, erfüllten unseren Wunsch, dieses Stück nun beim Konzert spielen zu können.
Als zweites Stück folgte „Challenger Deep“ von Filippo Ledda. „Challenger Deep“ bezeichnet den tiefsten Punkt der Erde mit fast 11 Kilometern Tiefe im Mariannengraben, einem Tiefseegraben, der im Nordwesten des Pazifischen Ozeans verläuft. Man hörte tatsächlich musikalisch die immense Weite des wogenden Meeres, und als das imaginäre U-Boot in den Untiefen des Mariannengrabens verschwand, waberte auch die Musik in tiefsten Tönen. Dieser Teil war tatsächlich sehr modern, improvisativ, bevor das U-Boot wieder an die Meeresoberfläche kam.
Das dritte Stück war „Yellow Mountains“ von Jacob de Haan. Ein sehr ruhiges Stück, bei dem es auf exakte Intonation ankam. Im Oktober 1997 besuchte Jacob de Haan Sankt Moritz in der Schweiz, wo er als Dirigent mit einem sinfonischen Blasorchester arbeitete. Die Berge ringsum, die Räthischen Alpen, leuchteten in kräftigen Herbstfarben, was ihn zu diesem Stück inspirierte. Viel „Piano“ und ein wunderschönes Oboensolo, dargebracht von Anne Heyder versetzten alle in diese Zauberwelt.
Das letzte Stück, auch eines unserer beliebtesten, „Soundtrack Highlights from Guardians of the Galaxy“ in einem Arrangement von Michael Brown, war ebenfalls ein Mittelstufenstück. In dem Science-Fiction-Film aus dem Jahr 2014 wurden Popsongs aus den 70er Jahren verarbeitet. Publikum und alle Musiker wippten mit bei dem fetzigen Arrangement. Entgegen voriger Konzerte, bei denen wir das Stück schon einmal vorgestellt hatten, war dieses Mal auch der schwierige Anfang, die Marvel-Studio-Fanfare zu spielen. Dank unseres exzellenten Schlagzeugers, Malte Ißler, konnten wir auch das meistern. Tosender Applaus und Rufe nach einer Zugabe waren der Lohn für diesen erfolgreichen Vortrag. Doch erneut war hierzu keine Zeit, denn in der nun folgenden Pause waren wieder Umbauarbeiten für den Vortrag des Sinfonischen Blasorchesters nötig.
Den zweiten Teil des Abends gestaltete das Sinfonische Blasorchester und lieferte direkt einen fulminanten Auftakt ab mit – passend zum Beethovenjahr – „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ von Ludwig van Beethoven in einem Arrangement von Thomas Doss. Dirigent Adi Becker outete sich als wenig großer Beethovenfan, weil er ja doch von der Jazzfraktion sei. Trotzdem wollte er natürlich einem so wichtigen und großartigen Musiker seine Referenz erweisen und dies sei ja nun, angesichts des Beehovenjahrs der passende Anlass.
Für das nächste Stück, „In 80 Tagen um die Welt“ von Otto M. Schwarz diente der gleichnamige Roman von Jules Vernes als Vorlage. Das Sinfonische Blasorchester nahm das Publikum mit auf eine musikalische Reise rund um die Welt. Da erklang europäische Musik, wie z.B. die italienische Nationalhymne, Musik, die an den Wilden Westen erinnerte, oder das bekannte „New York, New York“ – und dann die orientalischen Klänge einer Oboe, intoniert in einem tollen Solo von Julia Sürtenich. Das Publikum war begeistert. Musiker waren erstaunt, dass dieses Stück so toll lief, trotz des kurzen Probenvorlaufs. Bravo! Adi erinnerte daran, dass seine Lieblingsmusik der Jazz sei. Und so liebte er auch den Komponisten des nächsten Stücks, George Gershwin. Nun sollte aber ein ganz anderes Genre zu Gehör gebracht werden, ein Marsch, den Gershwin geschrieben hat; „Strike up the band“ (George Gershwin, Ira Gershwin) in einem Arrangement von Jerry Brubaker. Publikum und Berichtschreiberin waren erstaunt, wie kurz dieses Stück war, ein Marsch eben.
Das vierte Stück war wohl das für die Musiker schwierigste Stück: „How to train your dragon“ von John Powell (arr. Ton van Grevenbroek). Der US-amerikanische 3D-Animationsfilm „How to train your dragon“ (Drachenzähmen leicht gemacht) kam 2010 in die Kinos. Viele private Übungsstunden an diesem schwierigen Höchststufenstück trugen zu dem wunderbaren Erfolg dieses Stückes an diesem Abend bei. Als Solisten brillierten: Matthias Weimbs (Klarinette), Moritz Krahé (Fagott), David Witsch (Sorpransaxofon) und Britta Ißler (Tenorsaxofon). Beim abschließenden Beatles-Medley „Beatles Collection“ von Arr. Johan de Meij sang und schwang die ganze Jungholzhalle mit.
Adi erinnerte noch einmal an das Europa-Beethoven-Fest am 23. Mai 2020, ebenfalls in der Jungholzhalle in Meckenheim, zu dem er herzlich einlud. Zu diesem Zweck spielte das Sinfonische Blasorchester als Zugabe „Ode an die Freude“ aus der 9. Sinfonie von Beethoven und Adi gab zu, dass er doch auch eine CD von Beethoven besäße mit den bekanntesten Stücken. Grandios gespielt – und das Publikum wollte kein Ende finden. Man bedauerte, dass das Konzert schon zu Ende sei.
Großer Dank gilt den drei Dirigenten für ihre unermüdliche Arbeit mit uns, allen Sponsoren und Unterstützer sowie natürlich den zahlreichen Helfern und Organisatoren!